Wahlprüfsteine

Sitzpläte im Sächsischen Landtag

Frage 1: Welche Maßnahmen wird Ihre Partei ergreifen, um die Digitalisierung an der Schule voranzubringen?

  • SPD

    format_quote Nachdem jetzt mit dem „DigitalPakt Schule“ sowie der sächsischen Förderrichtlinie „Digitale Schulen“ die Voraussetzungen geschaffen wurden, um 250 Millionen Euro in die IT Ausstattung unserer Schulen zu investieren, gilt es nunmehr vor Ort die entsprechenden Anträge zu formulieren und medienpädagogische Konzepte zu erstellen. Unser Ziel ist bis zum Jahr 2021 alle Schule mit einem Glasfaseranschluss und leistungsfähigen WLAN-Netz zu versorgen. Wir sagen klar: Handys und Tablets gehören in die Schule. In den Grundschulen wollen wir Klassensätze zur Verfügung stellen, in den weiterführenden Schulen soll „bring your own device“ (BYOD) gelten, um den zunehmend eigenverantwortlichen Umgang mit eigenen Geräten zu fördern. Für Schülerinnen und Schüler ohne geeignete Endgeräte hält die Schule back-up-Geräte bereit. Zudem soll der Freistaat Sachsen sein bereits heute bestehendes System LernSax zu einer leistungsfähigen Lehr- und Lerninfrastruktur (SchulCloud) ausbauen, in der alle Lehrkräfte sowie alle Schülerinnen und Schüler per E-Mail erreichbar sind und auf deren Lernangebote auch von außerhalb der Schule zugegriffen werden kann.

    Damit die Digitalisierung der Schule gelingt, wollen wir die Rahmenbedingungen verbessern. Zukünftig soll es unterstützendes Personal für die IT-Administration und Gerätewartung geben. So können sich die Pädagogischen IT-Koordinatoren (PITKo) verstärkt auf die schulinterne Fortbildung sowie die Koordination von Digitalisierungsprozessen an ihren Schulen konzentrieren. Hierfür wollen wir einerseits das Qualitätsbudget jeder Schule erhöhen. Und andererseits sollen sich auch die Methoden der Lehrerfortbildung weiterentwickeln. Derzeit besteht ein Widerspruch zwischen Forderungen nach digitaler Bildung im Unterricht und vornehmlich analogen, frontalen und auf Präsenz orientierten Fortbildungsangeboten für Lehrerinnen und Lehrer. Neben einem Ausbau der Angebote braucht es deshalb auch neue Formate wie Webinare, Barcamps und ähnliches. So können die Chancen der Digitalisierung für lebenslanges Lernen und kooperativen Austausch von Lehrkräften optimal genutzt werden. Für die SPD ist klar, dass die lehrerbildenden Universitäten Chemnitz, Leipzig und Dresden hierbei eine zentrale Rolle spielen sollen. In Zusammenarbeit mit der Bildungsverwaltung und der Schulpraxis sollen forschungsbezogene Konzepte zu Inhalten und Methoden digitaler Schule und digitalen Unterrichts, die unmittelbar für Lehrerbildung, Schulentwicklung, Fortbildung und Unterrichtspraxis verfügbar sind, entstehen. Dabei werden die Potentiale der Digitalisierung ausdrücklich auch für andere Zukunftsthemen wie Differenzierung, Inklusion, politische Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung fruchtbar gemacht. Und natürlich sollen neu entstehende Materialien frei zugänglich sein. Deshalb fördern wir Initiativen zur Erstellung und Verbreitung von Open Educational Resources (OER) im Bereich der schulischen Bildung und der Lehramtsausbildung.

    Medienbildung wird nicht nur Bestandteil der beschriebenen Fortbildungsoffensive, sondern auch über das neu zu beschließende Lehrerbildungsgesetz zum festen Bestandteil eines jeden Faches im Lehramtsstudium.

    Letztendlich dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass digitalisierte Bildung auch Bildung bleibt. Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Digitale Medien sind ein zusätzliches Instrument, wobei der Zugriff auf digitale Inhalte die Lernprozesse künftig unterstützen wird.

  • FDP

    format_quote Digitalisierung an der Schule ist kein Selbstzweck. Sie dient dazu, dass sächsische Schülerinnen und Schüler die Kompetenz erwerben, Chancen einer digitalen Gesellschaft optimal zu nutzen und Risiken zu erkennen. Sie umfasst nicht nur die Ausstattung, sondern auch eine andere Herangehensweise bei einer „digitalen“ Pädagogik und Didaktik. Digitalisierung schafft Bildungschancen. Sie ermöglicht eine stärkere Leistungsdifferenzierung und individuellere Bildung. Sie spart Zeit und schafft viele neue Möglichkeiten, Interessen der Schülerinnen und Schüler zu wecken.

    Wir werden einen umfassenden Maßnahmenkatalog auf den Weg bringen, um die Chancen der Digitalisierung in den Schulen zu nutzen. Dabei werden wir zunächst ein Auge auf die Umsetzung des Digitalpakts werfen. Sächsische Schulden dürfen bei Lehr- und Lernmitteln den digitalen Anschluss nicht verpassen. Bis spätestens 2022 sollen zudem jeder Schüler und Lehrer ein mobiles Endgerät in der Schule zur Verfügung haben. Inhalte, Finanzierung und Umsetzungsfristen der Digitalisierungsschritte sind verbindlich zu regeln. Mit der kommunalen Ebene ist insbesondere die Bereitstellung und Pflege sowie Betreuung einer entsprechenden technischen Infrastruktur (Breitband, WLAN, Rechentechnik) zu verhandeln und zu finanzieren.

    Weniger Aufwand in den Schulen vor Ort, mehr Unabhängigkeit und breite Verfügbarkeit – durch Cloud-Lösungen wird Digitalisierung einfacher und verfügbar. Sie sind deshalb für alle Lehrer und Schüler bis 2022 verpflichtend in allen sächsischen Schulen einzuführen. Ziel ist es, in Sachsen einen einheitlichen Schul-Login einzuführen. Darüber hinaus sollten Cloud- Lösungen so aufgebaut werden, dass sie auch länderübergreifend genutzt werden können. Mit den Cloud-Lösungen sind zentrale Content-Plattformen aufzubauen.

    Digitale Bildung ist wie bereits angedeutet jedoch mehr als nur Hardware. Wir wollen, dass Anwendungs- und Handlungskompetenzen in einer vernetzten Wissenswelt im Unterricht vertieft werden. Uns geht es um die Stärkung gesellschaftspolitischer, sozialer und interkultureller Fähigkeiten auch mit Hilfe digitaler Bildungsangebote. Medien- und Computerkompetenzen müssen fachübergreifend einen höheren Stellenwert erhalten. Die grundlegende Funktion von Software und das Verständnis ihrer Arbeitsweise soll neben den grundlegenden Kulturtechniken wie Rechnen, Lesen und Schreiben in den Bildungskanon integriert werden. Informatik muss als Querschnitt die Instrumente und Methoden der Digitalisierung (Funktion, Wirkung, Nutzung) vermitteln und Bestandteil aller Unterrichtsfächer werden.

    Die digitale Bildung bietet völlig neue Möglichkeiten für individualisiertes Lernen. Sie kann als Assistenz die Arbeit des Lehrers unterstützen. Diesen Aspekt wollen wir verstärkt in die Lehrerausbildung integrieren und wissenschaftlich vorantreiben. Digitale Bildung und Didaktik müssen an sächsischen Hochschulen zu eigenen Forschungsbereichen werden. Dazu sind Lehrstühle auf- und ausbauen.

    Entscheidend für eine hohe Bildungsqualität sind die Inhalte und ihre Vermittlung, nicht die Diskussion um Schulstrukturen. Wir brauchen zukünftig neben einer fundierten fachlichen Wissensvermittlung eine zeitgemäße Werte- und Kompetenzvermittlung. Diese kam in der Vergangenheit häufig zu kurz. Zu einer alltagstauglichen Bildung gehört für uns zudem eine stärkere Berücksichtigung von Inhalten und Fähigkeiten in den Bereichen Wirtschaft und Informationstechnologie (IT) und Medienkompetenz, teilweise schon ab der Grundschule. Die erfolgte Kürzung von Sport- und Musikstunden ist für uns der falsche Weg. Um die Inhalte der sächsischen Schulbildung zukunftsorientiert weiterzuentwickeln sowie Methoden und Ressourcen besser auszurichten, wollen wir im Landtag eine Enquete- Kommission „Bildung der Zukunft“ einsetzen.

  • CDU

    format_quote Gemeinsam mit dem Bund haben wir einen Digitalpakt geschlossen und investieren 250 Mio. Euro in die Digitalisierung der sächsischen Schulen. Bis spätestens 2024 soll es überall in Sachsen das sogenannte „digitale Klassenzimmer“ geben, also einen Anschluss für schnelles Internet, WLAN, Schulserver, interaktive Tafeln, Tablets etc. Und ganz wichtig ist auch, dass wir die Lehrerinnen und Lehrer weiterbilden, damit sie die digitalen Angebote auch gut nutzen können.

  • DIE LINKE

    format_quote Um den digitalen Wandel der Gesellschaft aktiv gestalten zu können und nicht einfach nur (passiv) nach zu vollziehen, bedarf es nach Auffassung der Partei DIE LINKE. Sachsen einer Gesamtstrategie, die auf Landesebene zu entwickeln ist. Gute Initiativen zur Stärkung der digitalen Bildung in Sachsen gibt es bereits, es dominieren jedoch bislang Insellösungen das Gesamtbild. Eine Gesamtstrategie, die ein koordiniertes und landesweites Handeln/ Vorgehen ermöglicht, fehlt bisher.

    Ohne einen entsprechenden Rahmen zur fachlichen Orientierung und mit politisch gesetzten Leitplanken werden Schulen in ihrer Entwicklung getrieben durch die globale hochagile Entwicklung des Internets, durch nationale Entwicklungen zu Bildungsstandards, Qualitätsrichtlinien, Medienkompetenz oder Kompetenzprofilen in Berufsbildern, durch regionale Rahmenbedingungen für die schulische Organisation im Spannungsfeld kommunaler Finanzen und dem Aushandeln von Interessenslagen.

    Nach Ansicht der Partei DIE LINKE. Sachsen ist es daher an der Zeit, digitale Bildung als komplexen, aufwändigen und vielschichtigen Schulentwicklungsprozess zu verstehen, der einer aktiven landespolitischen Planung und Steuerung bedarf und an dessen Ende eine schulweite Kultur der Förderung von Medienkompetenzen und des Einsatzes digitaler Medien in Unterrichts- und Lernprozessen in allen Schularten und -formen steht.

    Dafür müssen die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen geschaffen, Abstimmungsprozesse über verschiedene Gebietskörperschaften hinweg realisiert, interministerielle und zwischen Land und Kommunen bis hin zu (nicht-)kommerziellen IT-Dienstleistern oder Medienproduzenten abzustimmende Verfahrensweisen initiiert und durchgeführt werden.

    Digitale Bildung in Schulen, Medienintegration und die Nutzung moderner Bildungstechnologien in Schulen ist heute nach übereinstimmender Ansicht der Fachleute eine Frage der Governance im schulischen Bildungssystem, weniger eine Frage der Technologie, der Pädagogik, der Lehrenden oder Lernenden.

  • BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

    format_quote Den Herausforderungen der Digitalisierung sind die sächsischen Schulen bisher kaum gewachsen. Dabei ist das Verstehen digitaler Technologien nicht nur notwendige Voraussetzung für die mündigen Bürger*innen von morgen. Vielmehr sind neue Technologien auch eine Chance, um Bildung individueller, chancengerechter und erfolgreicher zu organisieren.

    Alle sächsischen Schüler*innen sollen die Möglichkeit haben, grundlegende Soft- und Hardwarekenntnisse sowie Programmiertechniken bereits in den ersten Schuljahren lernen zu können. Wo sie zu einer besseren Ausbildung führen, den klassischen Unterricht sinnvoll ergänzen und die Chancengerechtigkeit erhöhen, wollen wir digitale Lernformen fördern und in der Fläche verfügbar machen. Darüber hinaus wollen wir an Profilschulen mit einer vertieften digitalen Bildung den IT-Nachwuchs fördern. Mit einem ressortübergreifenden Masterplan und einem Medien- und Digitalisierungskompetenzzentrum wollen wir die Lehrkräfte in die Lage versetzen, digitale Kompetenzen für soziale Verantwortung und kritische Auseinandersetzung mit Medien und digitalen Technologien zu vermitteln. Die digitale Kompetenzentwicklung der Lehrkräfte wollen wir umfassend in der Fachdidaktik der Lehrerbildung verankern. Außerdem müssen an den Hochschulen mehr Informatiklehrkräfte grundständig ausgebildet und Fortbildungsangebote ausgebaut werden. Zur Netzwerkadministration an den Schulen braucht es mehr als den Einsatz von Pädagogischen IT-Koordinator*innen (PITKo). Hier stehen Land und Schulträger gemeinsam in der Verantwortung, nachhaltige Lösungen zu entwickeln – zumal Personal- und Sachkosten der Schulträger sowie Betrieb, Wartung und IT-Support explizit von der Förderung über den Digitalpakt ausgeschlossen wurden.

    Abgestimmt mit den Plänen des Bundes wollen wir bis 2022 eine Investitionsoffensive für die digitale Infrastruktur in Schulen abschließen, damit die Vermittlung digitaler Kompetenzen nicht an technischen Hürden scheitert. Alle Schüler*innen sollen bis dahin die Möglichkeit erhalten, an einem Tablet oder äquivalentem Arbeitsmittel zu lernen, sich untereinander zu vernetzen und gemeinsam mit Lehrkräften ein einheitliches, nutzerfreundliches Schulportal mit Lehr-/Lerntools nutzen können. Da hier Daten von Minderjährigen in digitaler Form anfallen, werden wir hier besonders auf Datenschutz und Datensicherheit achten. Wir werden uns für das digitale, multimediale und interaktive Lehrbuch der Zukunft einsetzen und das Teilen und die freie Verwendung von Unterrichtsmaterialien, die von Lehrer*innen selbst erstellt werden, unterstützen. Parallel zur Umrüstung der Schulen muss der Breitbandausbau weiter vorangetrieben werden.

  • AfD

    format_quote Schulen benötigen eine moderne Ausstattung für den Informatikunterricht und für die Berufsausbildung in technischen Fächern. Die Einrichtung und Wartung dieser Ausstattung muss von technischen Mitarbeitern übernommen werden, um die Informatiklehrer zu entlasten.

    Die derzeit von Lobbygruppen propagierten elektronischen Lernformen (E-Learning, Tablets, Smartboards) können jedoch weder den vom Lehrer geführten Unterricht, noch das Selbstlernen mit dem Schulbuch ersetzen. Kontrollierte Studien in Deutschland und anderen Ländern zeigen, dass digitale Medien die Leistungen der Schüler verschlechtern oder keinen Einfluss haben. Es gibt keine empirischen Belege für Behauptungen, dass durch den Einsatz digitaler Medien benachteiligte Schüler besser gefördert oder das Lernen individueller gestaltet werden kann. Hingegen ist belegt, dass eine Einschränkung der Nutzung von Mobiltelefonen an Schulen die Leistung der Schüler verbessert.

    E-Learning ist Geldverschwendung und verbessert nicht die Leistungen der Schüler.

    Die AfD fordert, den Gebrauch von Mobiltelefonen und Tablets an Schulen zu beschränken.

Frage 2: Vorrede: Nahezu alle Parteien haben angekündigt, Verbesserungsbedarf bei den aktuellen schulischen Lehrplänen zu sehen. Welche Schwerpunkte würde Ihre Partei bei einer Reform der Lehrpläne setzen?

  • FDP

    format_quote Wir wollen bei der Bearbeitung der Lehrpläne unsere Schwerpunkte bei mehr Praxisnähe, mehr Spielraum zur Umsetzung des Schulprogrammes und Digitalisierung setzen.

  • CDU

    format_quote Für uns als Sächsische Union ist die Praxisnähe von Unterricht ganz wichtig. Neben den grundsätzlichen Kenntnissen und Fähigkeiten soll auch die politische und kulturelle Bildung sowie Angebote zur Persönlichkeitsentwicklung weiter eine wichtige Rolle spielen.

  • DIE LINKE

    format_quote Lehrpläne weisen in der Regel zwei Formen auf. Die eine Form enthält genaue Angaben zu dem, was gelehrt werden soll und in welcher Zeit. Lehrpläne mit konkreten Wissensbeständen und einer engen Zeitplanung sind von einer hohen Verbindlichkeit. Die Lehrkräfte haben sich eng an die Vorgaben des Lehrplanes zu halten. Zwar wird die Wirksamkeit detaillierter Lehrpläne hoch eingeschätzt, doch wird ihre Wirksamkeit zumeist überschätzt. Ebenso verhält es sich mit der Steuerungsfunktion von Lehrplänen. Die PISA-Studie beispielsweise hat bewusst kein Lehrplanwissen abgefragt. Dieser Vergleichsstudie lag ein funktionales Bildungsverständnis zugrunde, das sich um Lehrpläne nicht gekümmert hat.

    Die andere Lehrplanform entspricht einem weitläufigen Orientierungskonzept, das lediglich einen allgemeinen Rahmen für die Freiheit im Klassenzimmer setzen will. Man spricht deswegen auch von Rahmenplänen. Hier ist der pädagogische Spielraum für die Lehrkräfte weiter gefasst als im ersten Fall. Der Grad an Verbindlichkeit ist geringer. Rahmenpläne folgen einem relativ offenen Planungsmodus. Die Mitgestaltung des Unterrichts durch die Schülerinnen und Schüler sowie Eigenständigkeit und Selbstregulation spielen in ihnen eine große Rolle. Lernansprüche und Schülerorientiertheit werden als nahezu gleichwertig betrachtet. Der Unterricht ist von vornherein stärker projektbezogen und handlungsorientiert angelegt. Rahmenpläne verzichten auf eine detaillierte Prozessplanung des Unterrichts. DIE LINKE. Sachsen hält aus den genannten Gründen Rahmenlehrpläne für sinnvoll und wird sich für eine dementsprechende Reform der Lehrpläne einsetzen.

  • BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

    format_quote Wenn kleinteilig aufgelistet wird, was in welchem Zeitraum vermittelt und Einzug in die Köpfe der Schüler*innen halten soll, geht das am Leben und Lernen junger Menschen vorbei. Die starren und detaillierten Lehrpläne der Schulen wollen wir durch kompetenzorientierte Kerncurricula ablösen, die sich an den bundesweiten Bildungsstandards orientieren. So bekommen die Schulen und Lehrkräfte genügend pädagogischen Freiraum, um individuelle Interessen und Kompetenzen sowie sozialen Zusammenhalt zu fördern.

    Wir haben wiederholt kritisiert, dass zunächst die Stundentafeln gekürzt und erst dann die Lehrpläne überarbeitet wurden. Das ist aus unserer Sicht die falsche Reihenfolge. Bei einem solchen Vorgehen fällt es schwer zu glauben, dass inhaltliche Fragen handlungsleitend waren – und nicht der Lehrermangel.

    Bei der Lehrplanüberarbeitung ist uns die Beteiligung von Fachkräften und Verbänden wichtig. So kann verhindert werden, dass einzelne Fächer oder Fächergruppen, wie zuletzt v.a. der Sport, über Gebühr von den Kürzungen der Stundentafel betroffen sind. Außerdem ist es das eine, was in den Lehrplänen steht – es muss auch konkret im Unterricht und damit zunächst bei den Lehrer*innen ankommen.

    Als fächerübergreifendes Bildungsziel an Schulen muss in den Kerncurricula verankert werden, dass Schüler*innen demokratische, soziale und interkulturelle Kompetenz erwerben. Schulen müssen durch Vernetzung und finanzielle Förderung aktiv dabei unterstützt werden, dass kulturelle, ethnische, religiöse und weltanschauliche Vielfalt erfahrbar wird.

    Zu klären ist im Zuge der neuen Lehrplangeneration die Rolle bzw. der Stellenwert der – meist guten, aber oft unbekannten – übergreifenden Materialien und Grundsatzpapiere, etwa zur Medienbildung oder Interkulturalität.

  • AfD

    format_quote Ziel der schulischen Bildung ist es, ein positives Bild von Sachsen und Deutschland, seiner Geschichte, Gegenwart und Zukunft zu vermitteln. Licht- wie auch Schattenseiten sollen dabei behandelt werden. Der Fokus liegt dabei auf der positiven Identifikation mit unserem Land. Die Lehrpläne wollen wir dementsprechend überarbeiten. Der Sachkundeunterricht soll wieder Heimatkunde heißen.

  • SPD

    format_quote Wir wollen im Sächsischen Landtag eine Enquete-Kommission „Schule der Zukunft“ einrichten. Sie soll die inhaltliche Weiterentwicklung des sächsischen Schulsystems begleiten und wichtige Impulse von außen geben. Deshalb sollen hier Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft und der Gewerkschaften, aus der Wissenschaft, von sozialen Verbänden und Religionsgemeinschaften und Mitglieder der Schülerräte und Elternräte zusammenarbeiten. Sie soll auch dazu dienen, eine praxisorientierte Verständigung darüber zu erreichen, was Schülerinnen und Schüler heutzutage verbindlich lernen und wissen sollen.

    Zudem wollen wir Lehrplankommissionen für alle Fächer einberufen und Richtlinien zur Neuorientierung des Prüfungswesens erarbeiten. Die Neufassung der Lehrpläne soll auf den Erkenntnissen der Bildungswissenschaft beruhen und wesentliche Einsichten aus den Natur- und Sozialwissenschaften zur Funktionsweise des Lernens und zur Zukunft der menschlichen Arbeit aufnehmen. Für die SPD ist mit der Neufassung der Lehrpläne auch eine neue Abwägung zwischen einem vergleichbaren Wissenskanon einerseits und pädagogischer Freiheit andererseits vorzunehmen. Die neuen Lehrpläne sollen sicherstellen, dass alle Schülerinnen und Schüler bundesweit über einheitliche und vergleichbare Grundkenntnisse in den unterrichteten Fächern verfügen. Gleichzeitig gilt es, die Stofffülle zu reduzieren, damit mehr Zeit für die praktische Erfahrung des Lernstoffs, für das anwendende Üben und für eine interessenorientierte Schwerpunktsetzung verbleibt.

Frage 3: Welche Maßnahmen würden Ihre Partei innerhalb der kommenden fünf Jahre ergreifen, um gegen den Lehrermangel vorzugehen?

  • CDU

    format_quote Mit Michael Kretschmer an der Spitze haben wir mit der Verbeamtung von Lehrerinnen und Lehrern schon einen ganz wichtigen Schritt getan, um den Lehrermangel zu bekämpfen. Jetzt geht es vor allem auch darum, mehr Lehrerinnen und Lehrer auszubilden – in Dresden und Leipzig, aber zum Beispiel auch in Südwestsachsen. Und wir wollen es Seiteneinsteigern erleichtern, denn auch Menschen mit einer anderen Berufserfahrung können guten und praxisnahen Unterricht geben.

  • DIE LINKE

    format_quote Hier kann selbst DIE LINKE. Sachsen nicht zaubern. Was jahrelang vernachlässigt worden ist, lässt sich nicht schnell wieder beheben. Die Chancen auf dem Lehrerarbeitsmarkt sehen, anders als oft behauptet wird, gar nicht so schlecht aus. Laut einer Berechnung der Kultusministerkonferenz für die Jahre 2014 bis 2025 besteht in den westlichen Bundesländern „im Durchschnitt für alle Lehrämter zusammen ein jährliches rechnerisches Überangebot von 5.800 Lehrkräften“. Wenn Sachsen von dem Überangebot in den alten Bundesländern profitieren möchte, dann sollte das Kultusministerium endlich für attraktive Arbeitsbedingungen in den Schulen sorgen und die Einstellungsverfahren professionell gestalten. Wichtig wäre aus Sicht der Partei DIE LINKE. Sachsen eine bessere Orientierung der Lehramtsstudierenden auf die benötigen Fächerkombinationen ohne dabei Zwang auszuüben. Dem Lehrer*innenmangel in den Bundesländern abzuhelfen, versucht die Politik im Wettbewerb unter den Bundesländern. In diesem Wettbewerb gibt es stets Gewinner und Verlierer. Ein bundesweit koordiniertes Vorgehen gegen den Lehrer*innenmangel wäre sinnvoller und im Interesse aller Länder. Dafür braucht es eine Initiative auf Bundesebene.

  • BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

    format_quote BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern seit Jahren, dass sich die Rahmenbedingungen für Lehrkräfte in Sachsen verbessern. Dazu gehören für uns eine gerechte Bezahlung ohne Unterschiede zwischen den Schularten, gute Arbeitsbedingungen in den Schulen und eine familienfreundliche Personalpolitik. Wir wollen eine faire Vergütung, die angestellte Lehrkräfte nicht schlechter stellt als verbeamtete Kolleg*innen. Bei allen (politisch gewollten) Änderungen im Besoldungs- und Entgeltgefüge ist uns wichtig, dass die Übernahme von Verantwortung honoriert und das Abstandsgebot gewahrt wird. Schulen müssen als Arbeitsplatz attraktiver werden: durch gute Ausstattung, pädagogische Freiräume, mehr Wertschätzung und flexible Arbeitszeitmodelle. Bei allen Personalmaßnahmen – Einstellung, Abordnung, Versetzung – muss Familienfreundlichkeit eine größere Rolle spielen als bisher. Auch die Verbeamtung kann ein geeignetes Mittel sein, um Lehrer*innen zu gewinnen und zu binden. Gleiches gilt für den Anwärtersonderzuschlag. Da beide Maßnahmen sehr teuer sind, werden wir intensiv prüfen, inwieweit sie die gewünschte Lenkungs- und Bindungswirkung entfalten. Sollte eine Wirksamkeit darstellbar sein, ist für uns eine Verlängerung der Maßnahmen nach 2023 denkbar.

    Lehrkräfte sollen sich grundsätzlich direkt an Schulen bewerben und von diesen eingestellt werden können. Um eine ausgewogene Lehrkräfteversorgung zu sichern, sollen mit einem Lehrkräfteportal vorab Bedarfe abgeglichen werden. Schulen in benachteiligten Stadtteilen und unterversorgten Regionen sollen Bewerber*innen vorrangig auswählen und Vergütungszuschläge für ihre Lehrkräfte erhalten können. Auch eine Ausweitung der Lehramtsausbildung an der TU Chemnitz (neben Grundschul- auch Berufsschul- und ggf. Oberschullehrkräfte) und die weitere Regionalisierung der Ausbildung mit den Ausbildungsstätten in Annaberg-Buchholz und Löbau können einen Beitrag zur Linderung des massiven Lehrermangels in bestimmten Regionen (und Schularten) leisten. Daneben setzen wir für eine Deckung der schulart- und fächerspezifischen Bedarfe auf eine bessere Berufs- und Studienorientierung in der Schule und eine frühere und gezieltere Beratung von Studieninteressierten. Seiteneinsteiger*innen und bereits im Schuldienst tätige Lehrkräfte müssen intensiver fort- und weitergebildet werden. Die Entscheidung über die Auszahlung einer Bindungszulage für Lehrkräfte, die vor Erreichen der Regelaltersgrenze aus dem Schuldienst ausscheiden (wollen), sollte unbürokratisch erfolgen.

    Für uns ist jedoch klar: Mit Geld alleine wird sich das Problem des Lehrermangels nicht beheben lassen. Arbeitsbedingungen und Lebensqualität der angehenden Lehrer*innen insgesamt müssen stimmen. Dazu gehören neben hochwertigen und flexiblen Kinderbetreuungsangeboten beispielsweise auch ein vernünftig ausgebauter Nahverkehr und kulturelle Angebote. Davon würden alle profitieren – denn der Mangel an Fachkräften ist längst nicht nur ein Problem der Schulen.

  • AfD

    format_quote Die AfD hat bereits im Mai 2016 (Drs. 6/5135) den Antrag „Sofortmaßnahmen zur Lehrergewinnung“ in den Landtag eingebracht, der von allen anderen Parteien abgelehnt wurde. Viele Forderungen daraus, vor allem nach gleicher Bezahlung und entfristeten Anstellungen, hat die Staatsregierung abgeschrieben und inzwischen umgesetzt. Diese Instrumente werden wir fortsetzen. In Regierungsverantwortung planen wir neben der Einrichtung eines Landesbildungsministeriums, um alle Entscheidungen von der frühkindlichen bis zur universitären Bildung zu bündeln und zu straffen, die Prüfung, inwieweit eine wieder zu errichtende PH Sachsen mit vereinfachten Curricula ohne Referendariate den Lehrermangel wirksam bekämpft.

  • SPD

    format_quote Die SPD Sachsen hat in den letzten fünf Jahren umgesteuert und Fehler der schwarz-gelben Vorgängerregierung korrigiert. Eine vorausschauende und langfristig planende Bildungspolitik ist wichtig, das zeigt unsere derzeitige Situation. Mit der aller zwei Jahre zu aktualisierenden Schüler- und Lehrerbedarfsprognose wurde ein wesentliches Steuerungselement durch die SPD im neuen Schulgesetz festgeschrieben. Basierend auf diesen Daten müssen dann die entsprechenden Studienplatzkapazitäten bereitgestellt und ausfinanziert werden.

    Mit der SPD in Regierungsverantwortung wurde die Zahl der Lehramtsstudienplätze von knapp 1.000 auf 2.400 erhöht. Ebenso wurde die Zahl der Referendariatsplätze auf 2.050 erhöht, um keine potentiellen Lehrer*innen nach dem Studium abzuweisen. Und die Lehrerstellenplanung wurde nach oben korrigiert: in 2019 stehen 30.300 Stellen bereit. Demnach sind die strukturellen Rahmenbedingungen so verändert, dass es mittelfristig zur Trendwende kommen wird.

    Um im bundesweiten Vergleich wettbewerbsfähig auf dem Lehrerarbeitsmarkt zu sein und durch ein attraktives Berufsumfeld Lehrer*innen in Sachsen zu halten, möchte die SPD Sachsen vor allem an der inhaltlichen Weiterentwicklung der Schule arbeiten. Für eine Verbesserung der Versorgung in den ländlichen Räumen haben wir zudem Referendariatszuschläge eingeführt, welche im bundesweiten Vergleich nicht nur standhalten, sondern Sachsen an die Spitze bringen.

    Unser langfristiges Ziel ist es, Schritt für Schritt mehr Personal in unsere Schulen zu holen. Zeit ist wohl die wichtigste Währung in der Bildung. Damit Lehrkräfte mehr Zeit für die pädagogische Weiterentwicklung ihres Unterrichts, für die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern und für die Stärkung der Eltern- und Schülerarbeit haben, wollen wir das Pflichtstundenmaß der Lehrerinnen und Lehrer langfristig und schrittweise auf 23 Unterrichtsstunden pro Woche reduzieren und gleichen es damit an die PISA-Gewinnerländer an. Auf dem Weg zur Reduzierung des Pflichtstundenmaßes wollen wir zuerst eine Anrechnungsstunde für alle Klassenleiterinnen und Klassenleiter einführen.

    Und wir unterstützen unsere Lehrkräfte: Nichtpädagogisches Assistenzpersonal entlastet bei unterrichtsfremden Aufgaben, weshalb jede Schule eine Stelle für einen Schulverwaltungsassistenten erhält. Und pädagogisches Assistenzpersonal hilft, den Unterricht binnendifferenziert zu gestalten. Unser Ziel ist es, ein Drittel aller Unterrichtsstunden mit einer zusätzlichen Kraft im Klassenzimmer abzusichern.

  • FDP

    format_quote Wissen kann nur vermittelt werden, wenn Unterricht auch stattfindet. Wir wollen den Unterrichtsausfall minimieren und in einem ersten Schritt in den nächsten fünf Jahren mindestens halbieren. Dafür werden wir das Handlungsprogramm der Staatsregierung weiterentwickeln. Schulen wollen wir zur Ausfüllung des Budgetrechts ein eigenes Budget geben, um mit eigenen Ideen und eigenen Maßnahmen den Unterricht garantieren zu können. Insbesondere gilt es, ehemalige und aktuelle Lehrer dazu zu motivieren, Vertretungsunterricht wahrzunehmen und möglichst lange im Beruf zu bleiben. Wir wollen, dass der Ergänzungsbereich, der auch zur Abfederung des Unterrichtsausfalls dient, endlich wieder planerisch berücksichtigt wird und wir zu einer Unterrichtsabsicherung von mindestens 105 Prozent kommen. Zudem wollen wir die Anerkennung von ausländischen Lehrerausbildungen entbürokratisieren und beschleunigen.

    Sachsens Schüler haben ein Recht auf die besten Lehrer. Die Bereicherung des Unterrichts durch Seiteneinsteiger begrüßen wir. Wir wollen die systematische Qualifizierung dieser wertvollen Lehrkräfte im Rahmen einer Qualitätsoffensive absichern und sicherstellen, dass ihnen und den Schülern durch die fehlende grundständige Lehramtsausbildung keine Nachteile entstehen. Gleichzeitig wollen wir die Anzahl der zu leistenden Weiterbildungstage erhöhen und den Schulen dafür entsprechende Budgets geben.

    Sachsen muss ausreichend Studienkapazitäten haben, um den eigenen Lehrkräftenachwuchs selbst ausbilden können. Bei der Lehrereinstellung muss eine Auswahl von Bewerbern nach Qualität wieder möglich werden. Daher sollte die Ausbildung auch über Bedarf erfolgen. Das Studium an den drei Standorten Dresden, Leipzig und Chemnitz muss gestärkt werden. Daher wollen wir die Lehramtsausbildung in Chemnitz auch für Oberschul- und Berufsschullehrer ausbauen. Wir wollen zudem mehr Praxisnähe und das Studium um Elemente der digitalen Bildung und Förderpädagogik weiter ergänzen.

    Zu attraktiven Arbeitsplätzen gehört selbstverständlich eine angemessene Vergütung. Durch die Verbeamtung von Lehrkräften dürfen keine neuen Ungerechtigkeiten entstehen. Grundsätzlich müssen die Nettogehälter der angestellten Lehrer vergleichbar sein. Die sukzessive Angleichung der Gehälter und Besoldung von Lehrern verschiedener Schulformen begrüßen wir. Für besondere Mangelfächer und Regionen soll es weitere Zuschläge geben können. Die angestrebte Überprüfung der Verbeamtung im Jahr 2023 ist sachgerecht und ergebnisoffen durchzuführen. Um eine ergebnisoffene Prüfung zu ermöglichen, ist bis 2023 ein Alternativkonzept zur Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufes zu erstellen, welches auf Verbeamtungen verzichtet. Wir wollen Schulen zudem ermöglichen, mit einem eigenen Budget Leistungsanreize für besonders engagierte Lehrkräfte zu schaffen. Vor Ort kann die Leistung der Lehrer am besten beurteilt und honoriert werden.

    Schulen sollten in ihren Inhalten und Methoden offen gegenüber dem Fortschritt sein und stets neue Erkenntnisse im Rahmen ihrer Qualitätsentwicklung berücksichtigen. Wir fordern daher, dass alle sächsischen Lehrer sich regelmäßig weiterbilden. Die Schulleiter erhalten für die Weiterbildung ihrer Lehrkräfte ein ausreichend hohes Budget.

    Um flexibel kurzfristigen Bedarf an Lehrkräften decken zu können, wollen wir Anreize für ältere Lehrer schaffen, ihre Erfahrungen auch weiterhin in den Schuldienst einzubringen. Dazu möchten wir Lehrkräften, die in den Ruhestand gehen, stundenweises Weiterarbeiten oder auch Krankheitsvertretungen anbieten. Die Schulen sollen dafür ein eigenes Budget erhalten.

Frage 4: Vorrede: Der Freistaat, vertreten durch das Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit & Verkehr, strebt an, zum Schuljahr 2020/21 ein Bildungsticket für Schülerinnen und Schüler einzuführen. Unterstützt Ihre Partei das Projekt Bildungsticket, falls ja, welche Eckdaten (Gültigkeit, Preis etc.) schweben Ihrer Partei vor?

  • DIE LINKE

    format_quote Richtigstellung: Die Staatsregierung wird das von ihr lange versprochene Bildungsticket für ganz Sachsen nicht einführen bzw. gibt es dazu keinerlei Informationen. Was sie nach den Sommerferien einführt ist ein Azubiticket, welches pro Monat 48€ kosten wird und nur in dem jeweiligen Verkehrsverbund gültig ist. Die Nutzung in anderen Verkehrsverbünden kann gegen Aufpreis hinzugebucht werden.

    Unser Gegenvorschlag: Wir wollen ein landesweites, günstiges Azubi- und Ausbildungsticket sowie eine unentgeltliche Schüler*innenbeförderung. In der aktuellen Legislatur forderten wir dafür einen Ticketpreis von 10€ pro Monat. Davon würden bei uns z. B. auch die Freiwilligendienstleistenden (FÖJ, FSJ, BufDi, FdaG …) profitieren.

  • BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

    format_quote Wir wollen Schüler*innen, Auszubildenden und Freiwilligendienstleistenden in Sachsen preisgünstige Mobilität im Freistaat ermöglichen und zunächst ein sachsenweites Ticket für alle Menschen in Ausbildung einführen. Ein Bildungsticket soll das gesamte Jahr und in ganz Sachsen gelten und damit auch die Mobilität der Schüler*innen außerhalb des Schulweges erhöhen. Das neue 10-Euro-Schülerfreizeitticket ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, muss aber hinsichtlich des räumlichen und zeitlichen Geltungsbereiches erweitert werden.

    Klar ist uns auch: Wer weder Bus noch Bahn zur Verfügung hat, hat auch nichts davon, wenn er bzw. sie Bus oder Bahn kostenfrei nutzen könnte. Wir wollen deshalb eine Qualitätsoffensive und eine auskömmliche Finanzierung für den gesamten ÖPNV. Dazu gehört die Umsetzung unseres GRÜNEN Konzeptes SACHSENTAKT ebenso wie eine landesweite Verkehrsplanung, bedarfsorientierter Verkehr mit Bahn und Bus sowie mit sogenannten alternativen Bedienformen wie Ruf- oder Anrufbussen.

  • AfD

    format_quote Ja. In unserem Regierungsprogramm heißt es dazu: „Wir setzen uns für eine - bis auf einen sachsenweit einheitlichen Eigenanteil - kostenfreie Schülerbeförderung ein, auch in den Ferien. Dieses „Sachsenticket“ soll auch für Teilnehmer anerkannter Freiwilligendienste (FSJ, FÖJ, BFD, IJFD u.a.) gelten.“

  • SPD

    format_quote Das Bildungsticket in Sachsen geht auf die SPD zurück. Wir unterstützen daher die geplante Einführung zum Schuljahr 2020/21 mit Nachdruck. Während zum Schuljahr 2019/20 das Azubi-Ticket und das Schüler-Freizeit-Ticket starten, wird im darauffolgenden Schuljahr das Bildungsticket umgesetzt. Bei der Einführung wird auf die Empfehlungen der ÖPNV-Strategiekommission zurückgegriffen. Diese hat ein Modell erarbeitet, wonach das Bildungsticket ganzjährig und verbundweit gültig sein soll und mit einer Selbstbeteiligung von 10,00 EUR pro Monat verbunden ist. Als SPD halten wir an dem Ziel fest, in der dann folgenden Stufe ein einheitliches, sachsenweit gültiges und kostengünstiges Bildungsticket auf den Weg zu bringen. Dieses soll neben Schülerinnen und Schülern auch junge Menschen in Freiwilligendiensten einschließen.

  • FDP

    format_quote Ja. Wir sind für einen kostenfreien Schüler- und Auszubildendenverkehr. Er spart Bürokratiekosten, sorgt für mehr Mobilität und ermöglicht auch mehr Schülerinnen und Schülern, ihren Hobbies nach der Schule einfacher nachzugehen. Zunächst würde das Ticket wohl den Verbundraum betreffen. Langfristig wollen wir eine Fusion der Verkehrsverbünde.

  • CDU

    format_quote Als Sächsische Union haben wir uns bereits 2014 im Koalitionsvertrag mit der SPD auf ein Bildungsticket verständigt. Leider hat es das zuständige SPD-geführte Ministerium noch nicht auf den Weg gebracht. Wir werden da weiter Druck machen. Ein erster Schritt ist durch die Einführung des Azubi-Tickets getan, welches für einen Verbund für 48 Euro angeboten wird und für jeweils fünf Euro um weitere Verkehrsverbünde erweiterbar ist. Für 68 Euro monatlich können Auszubildende somit im ganzen Freistaat Sachsen mobil sein.

Frage 5: Vorrede: Sachsen zählt zu den wenigen Bundesländern, die seit jeher strikt am gegliederten Schulsystem (lernen in der Grundschule in den Klassestufen 1-4; anschließend lernen an Oberschule/Gymnasium in neuen Klassenverbänden) festhalten. Befürwortet Ihre Partei ein längeres gemeinsames bzw. einen späteren Wechsel der Schüler auf die weiterführende Schule? Wenn ja, in welcher Form möchte Ihre Partei dies umsetzen?

  • BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

    format_quote BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen ist Mitglied im Bündnis „Gemeinschaftsschule in Sachsen – Länger Gemeinsam Lernen“. Wir unterstützen den Volksantrag vollumfänglich. Längeres gemeinsames Lernen sollte überall dort möglich sein, wo Schulkonferenz und Schulträger sich dafür entscheiden. Für dieses „optionale Modell“ haben wir uns bereits im Zuge der Schulgesetznovelle stark gemacht. Dabei ist sowohl das idealtypische Modell einer Gemeinschaftsschule von Klasse 1 bis 12 möglich als auch die Kooperation mehrerer Schulen, die für sich alleine nicht alle Schulstufen abdecken (Primarstufe, Sekundarstufe I, Sekundarstufe II). Wichtig ist uns, dass in einem gemeinsamen Bildungsgang letztlich alle Abschlüsse möglich sind.

    Damit wollen wir den Druck von Kindern und Ihren Familien nehmen, sich am Ende der Grundschulzeit – im Alter von 10 Jahren – für einen Bildungsweg entscheiden zu müssen. Mit der vielbeschworenen Durchlässigkeit des gegliederten sächsischen Schulsystems ist es oft nicht weit her: Ein Schulartwechsel erfolgt deutlich häufiger vom Gymnasium an die Oberschule als umgekehrt. Soll ein Kind trotz Bildungsempfehlung für die Oberschule das Gymnasium besuchen, müssen zusätzliche Hürden überwunden werden. Eine Gemeinschaftsschule erspart den Kindern und ihren Familien die Zäsur an den Übergängen des Schulsystems und die frühe Trennung von Klassenverbänden.

    Wir wollen eine Schule der Vielfalt, in der alle Kinder beste Chancen haben und voneinander und miteinander lernen können. Gemeinschaftsschulen sind Motoren sozialer Integration. Sie setzen auf individuelle Förderung und kooperative Lernformen in einer sozial gut gemischten Schülerschaft. Dabei verbindet die Gemeinschaftsschule Chancengerechtigkeit mit Leistung: Schulleistungsstudien und Forschung zeigen, dass Gemeinschaftsschulen erfolgreich sowohl leistungsschwache als auch leistungsstarke Schüler*innen fördern. Beim sächsischen Schulversuch zum längeren gemeinsamen Lernen gehörten die Gemeinschaftsschulen in Leipzig und Chemnitz zur Spitzengruppe.

    Daneben gibt es gute, pragmatische Gründe für diese Schulart. Eine Schule, die mehrere Abschlüsse anbietet, ist attraktiv für Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte. Damit hilft die Gemeinschaftsschule, Schulstandorte zu erhalten.

  • AfD

    format_quote Wir befürworten ein längeres gemeinsames Lernen bis Klasse 8. Die Trennung der Schüler schon nach der vierten Klasse halten wir für viel zu verfrüht. Nach der achten Klasse streben wir an, dass die Schüler je nach Leistungsstand die Oberschule oder das Gymnasium besuchen. In diesem Sinne befürworten wir also keine Gemeinschaftsschule, sondern wollen die Differenzierung beibehalten, aber auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

  • SPD

    format_quote Ja, die SPD befürwortet das längere gemeinsame Lernen und möchte die Gemeinschaftsschule als „Optionales Modell“ ermöglichen. Das heißt, die Gemeinschaftsschule als zusätzliche Schulart im Schulgesetz aufnehmen, damit vor Ort Eltern, Lehrer, Schüler und Schulträger gemeinsam über eine Einführung und das zugehörige pädagogische Konzept entscheiden können. Für uns ist der Volksantrag „Gemeinschaftsschule in Sachsen – Länger gemeinsam Lernen“ ein kluger Gesetzentwurf. Rund 50.000 Sächsinnen und Sachsen haben ihn bereits unterzeichnet, wir werden ihm zustimmen. Gemeinschaftsschulen werden dann ermöglicht, wo es alle wollen. So wird endlich auch in Sachsen Schulfrieden hergestellt. Wir setzen den Volksantrag um – ohne Wenn und Aber. Wer mit der SPD regieren will, muss Ja zum längeren gemeinsamen Lernen sagen.

    Eine stabile Lernumgebung hat, das zeigen viele Studien, einen positiven Einfluss auf den Bildungserfolg. Gemeinschaftsschulen ermöglichen Kindern den Verbleib im gewohnten Umfeld. Freundschaften und soziale Beziehungen werden erhalten, der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gestärkt. Gemeinschaftsschulen fördern den binnendifferenzierten Unterricht und eine moderne Schulkultur. Und sie erlauben es, ein dichteres Schulnetz zu knüpfen sowie Lehrkräfte flexibel einzusetzen.

    Bei der Weiterentwicklung unseres Schulsystems legen wir viel Wert darauf, unsere Schulen kindgerecht zu gestalten. Lehrkräfte sollen mehr Zeit für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler haben und zumindest ein Drittel der Stunden im Team unterrichten können. So wird die Lernfreude der Schülerinnen und Schüler gestärkt. Das heutige gegliederte Schulsystem mit seiner frühen Trennung in Oberschule und Gymnasium sorgt schon in den Grundschulen für einen zu hohen Leistungsdruck, dem die einen nicht standhalten und die anderen mit Auswendiglernen begegnen. Das längere gemeinsame Lernen hilft dabei, Herkunftsnachteile abzubauen und Bildung chancengerecht zu gestalten. Es wird ein wertvoller Katalysator für die inhaltliche und methodische Weiterentwicklung unseres Schulsystems sein.

  • FDP

    format_quote In unserer Beschlusslage haben wir eine gemeinsame Grundschulzeit bis zur 6. Klasse. Eine Umsetzung in den nächsten Jahren halten wir dabei allerdings für unrealistisch. Zunächst müssten die Schulgebäude sowie die Lehramtsausbildung angepasst werden. Dies bedarf wohl eines mindestens 10-jährigen Prozesses, da Grundschul-, Oberschul- und Gymnasialausbildung bei Lehrkräften unterschiedliche Module beinhalten und viele Schulgebäude keine 6 Klassen fassen könnten.

  • CDU

    format_quote Nein. Als Sächsische Union stehen wir zu unserem bewährten, gegliederten Schulsystem. Sachsens Schülerinnen und Schüler sind bundesweit Spitze! Das wollen wir nicht durch Strukturreformen und Experimente gefährden. Uns geht es darum, die Oberschulen weiter zu stärken, denn nicht jedes Kind muss auf ein Gymnasium gehen. Wir brauchen schließlich nicht nur Ärzte und Wissenschaftler, sondern zum Beispiel auch Handwerker… und Handwerkerinnen.

  • DIE LINKE

    format_quote DIE LINKE. Sachsen unterstützt die aus der Bevölkerung kommende Initiative für die Einführung einer Gemeinschaftsschule in Sachsen in optionaler Form mindestens bis zur Klasse 8. Nachdem im neuen Schulgesetz keine Regelung zum längeren gemeinsamen Lernen getroffen worden ist – gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung -, ist es an der Zeit, auf außerparlamentarischem Weg für die Einführung der Gemeinschaftsschule zu kämpfen. Wir wissen, dass die Bildungspolitik in den Augen der Bürgerinnen und Bürger einen besonders hohen Stellenwert hat, was die Verbesserung der Lebensverhältnisse betrifft. Wir wissen auch, dass eine klare Mehrheit der sächsischen Bevölkerung die Einführung von Gemeinschaftsschulen in Sachsen befürwortet. Das geht aus einer von der Landtagsfraktion DIE LINKE in Auftrag gegebenen repräsentativen Bevölkerungsbefragung hervor.

    Sachsen würde mit der Gemeinschaftsschule ein Modernisierungsdefizit beseitigen und den international üblichen Standard erreichen. Andere Staaten haben das gegliederte Schulwesen längst durch „integrierte Systeme“ ersetzt. Die meisten Staaten arbeiten erst ab der Sekundarstufe II mit Formen der äußeren Differenzierung. Sie schneiden deswegen in internationalen Vergleichsstudien weitaus besser ab. Den Einwand, dass eine individuelle Förderung durch ein längeres gemeinsames Lernen verhindert werde, widerlegt die Praxis in den anderen Ländern.

    In Sachsen selbst gibt es bereits zwei Schulen, die das längere gemeinsame Lernen mit großem Erfolg praktizieren - das Chemnitzer Schulmodell und die Nachbarschaftsschule Leipzig (NaSch). Beide arbeiten mit einem besonderen pädagogischen Konzept. Es handelt sich um Gemeinschaftsschulen, in denen nach reformpädagogischen Grundsätzen unterrichtet und gelernt wird. Dazu zählen u.a. altersgemischte Klassenstufen, fächerverbindender Unterricht, Wochenplanarbeit u.a.m. Die wissenschaftliche Begleitung der Schule bescheinigt der NaSch eine gute Arbeit.

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